Oberflächenbehandlungen bei Natursteinen
Aussehen und Eigenschaften von Natursteinen hängen nur teilweise vom Stein ab - viel wichtiger ist die jeweilige Oberflächenbearbeitung. Dabei entscheidet gerade die Art der Oberflächenbehandlung auch ganz wesentlich über die späteren Eigenschaften des Steins. Was an Oberflächenbehandlungen möglich und üblich ist, und welche Effekte sie verursachen, haben wir deshalb einmal hier zusammengefasst. Dazu einige wichtige Kriterien für die Auswahl der richtigen Oberflächenart für unterschiedliche Einsatzzwecke.
Inhaltsverzeichnis
1. Optische Eigenschaften
2. Gestockte Oberflächen
3. Beflammte Oberflächen
4. Sandstrahlen an der Oberfläche
5. Gesandelte Oberflächen
6. Spaltrau
7. Antikisieren
8. Gefräste Oberflächen
9. Beflammt und gebürstete Oberflächen
10. Jetstrahlung
11. Schleifende Bearbeitungen der Oberfläche
12. Tipp
1. Optische Eigenschaften
Mit verschiedenen Arten der Oberflächenbehandlung kann man das Aussehen eines Natursteins grundlegend verändern. Der individuelle Charakter bleibt zwar durch die Verteilung der Mineralien im Stein erhalten, die optische Wirkung der Oberfläche ist tatsächlich aber das entscheidende Kriterium für das Aussehen. Spitzen, Scharrieren (mit dem sogenannten Scharriereisen) und Beilen sind altertümliche, und zum Teil mittelalterliche Oberflächenbearbeitungen für Steine, die so heute nicht mehr zum Einsatz kommen. Moderne Oberflächenbearbeitungen umfassen heute vor allem:
das Stocken
das Flämmen
das Sandstrahlen und fallweise auch das
Antikisieren
Manuelle Bearbeitungen von Steinoberflächen nach alten Techniken, wie etwa das Bossen, werden zwar heute von Steinmetzen noch angewendet, finden allerdings vorwiegend in der Denkmalpflege und ansonsten nur bei ganz besonderen Kundenwünschen Anwendung.
Die Optik kann sehr beeindruckend sein, ist aber, da es sich um eine rein handwerkliche Bearbeitung handelt, auch dementsprechend teuer. Für eine ausgewogene optische Wirkung muss darüber hinaus das Steinmaterial für die jeweilige Bearbeitung optimal geeignet sein.
2. Gestockte Oberflächen
Beim Stocken wird die Oberfläche des Steinmaterials mit einem Gerät behandelt, das entfernt an einen Schnitzelklopfer in der Küche erinnert. Die Technik wird heute nur noch selten eingesetzt, gestockte Oberflächen findet man jedoch immer wieder einmal. Je nach "Zahngröße" beim Stocken entstehen unterschiedliche matt-raue Oberflächen, die auch für eine hohe Rutschsicherheit sorgen. Deshalb kann sich die Methode auch dafür eignen, Rutschsicherheit auf einem Steinbelag nachträglich herzustellen. Dafür sollte Fein- bis Feinststockung verwendet werden (Zahngröße 3 - 5 mm). Bedenken sollte man dabei aber, dass gerade dunkle Oberflächen, die nicht glatt geschliffen sind, oft ihren Glanz verlieren und optisch deutlich weniger attraktiv werden können.
3. Beflammte Oberflächen
Man kann Steinoberflächen auch mit Hilfe des Beflammens aufrauen. Das ist optisch oft schöner als das Stocken, und kann auch industriell recht effizient durchgeführt werden.
Beim Erhitzen der Oberfläche mit einem Acteylen-Sauerstoff-Brenner dehnen sich die Mineralien des Steins in unterschiedliche Richtungen verschieden stark aus, und brechen dadurch auf. Die entstehende Rauheit ist dabei sehr gleichmäßig. Granite werden in der Regel wegen möglicher Farbveränderungen nicht beflammt, ansonsten können beflammte Oberflächen aber bei allen Hartgesteinen angeboten werden. Sie bieten im Allgemeinen die bestmögliche Rutschsicherheit bei Steinoberflächen.
4. Sandstrahlen an der Oberfläche
Durch den Einsatz unterschiedlicher Strahlmittel in unterschiedlicher Härte und Größe können verschiedenartigste Oberflächeneffekte erzielt werden.
Die nachfolgende Rauheit der Oberfläche und die optische Wirkung kann durch den Einsatz des jeweiligen Strahlguts im Vorhinein genau bestimmt werden.
5. Gesandelte Oberflächen
Eine gesandelte Oberfläche ist relativ glatt, wirkt aber optisch matt. Sie bietet genug Rutschsicherheit für den Innenbereich,ist aber nicht mehr ausreichend für Anwendungen im Außenbereich. Die Oberflächenstruktur sieht etwa aus wie nach einem sehr groben Schliff.
6. Spaltrau
Spaltraue Oberflächen sind natürliche Steinoberflächen, wie sie beim Abspalten des Steinblocks im Steinbruch durch grobe Werkzeuge entstehen. Heute werden sie meist noch zusätzlich angeschliffen, so dass neben den natürlich-groben Partien abwechselnd auch geglättete Partien vorhanden sind. Im Außenbereich muss man darauf achten, spaltraue Steinplatten mit Gefälle zu verlegen, damit sich keine Pfützen bilden können (Rutschgefahr!).
7. Antikisieren
Beim Antikisieren werden Steinplatten in einer Trommel gegeneinander geschlagen und erhalten dadurch individuelle Abplatzungen und Abprellungen. Da das entstehende Aussehen sehr rustikal wirkt und eine gewisse altertümliche Optik erzeugt, nennt man das Verfahren auch Antikisieren.
8. Gefräste Oberflächen
Gefräste Oberflächen werden mithilfe von Steinkreissägen hergestellt. Es entstehen dabei die typischen rillenförmigen Bahnen in der Steinoberfläche, die gefräste Steine sofort deutlich erkennbar machen.
9. Beflammt und gebürstete Oberflächen
Die Rauheit, die durch das Beflammen entsteht, kann mit mikrofeinen Schleifmittel-Bürsten wieder ausgeglichen werden. Die groben Strukturen bleiben rau, damit bleibt die Rutschischerheit erhalten, die Haptik der Oberfläche fühlt sich aber weich an. Das Verfahren ist eine der neuesten Bearbeitungsmethoden, und bringt hervorragende Ergebnisse.
10. Jetstrahlung
Jetstrahlung bedeutet eine Bearbeitung der Oberfläche mit Wasser und bestimmten Schleifmittel. Das Ergebnis kann dabei je nach Hersteller ganz unterschiedlich ausfallen, ähnelt in der Regel aber einer gebürsteten Oberfläche.
11. Schleifende Bearbeitungen der Oberfläche
Steinoberflächen können grob bis fein geschliffen werden. Ein noch feinerer Schliff wird dann Polieren genannt. Die Oberfläche wird völlig glatt und spiegelnd. Erst bei der Politur (Schliff ab C 400) sind Schleifspuren nicht mehr oder nur noch im Streiflicht sichtbar, der höchstmögliche Schliff ist C 800. Damit solche glatt polierten Oberflächen bei Böden dennoch eine gewisse Rutschsicherheit zu erzeugen, werden Bodenfliesen heute oft gelasert. Das Anätzen der Oberfläche durch bestimmte Chemikalien ist bei uns wenig verbreitet.
Das Ätzen (vor allem mit Flusssäure) kann optische Beeinträchtigungen und Verfärbungen im Stein hervorrufen, und ist deshalb eine nur in wenigen Ländern eingesetzte Methode.
12. Tipp
Lassen Sie sich im Fachhandel oder von einem Fachmann auf jeden Fall bei der Auswahl umfassend beraten, und entscheiden Sie - gerade bei Fußbodenbelägen - nicht nur nach der Optik, sondern auch nach der Haptik und der Rutschsicherheit von Steinen.
Die Wärme einer Fußbodenheizung übertragen fast alle Natursteine übrigens beinahe dreimal so gut an den Raum wie jede keramische Fliese. Auch das kann ein Entscheidungskriterium sein.
Ihr fliesen.at Team